Raehann Bryce-Davis im roten Kostüm der Amneris.

Erinnern Sie sich an Ihre erste Begegnung mit Verdis Aida?

Das erste Mal sah ich Aida live in der Houston Grand Opera mit Dolora Zajick, die Amneris sang. Ich kann mich an nichts anderes erinnern als ihre tiefgehende, gefühlvolle Stimme, die mich während der Urteilsszene mit ihrer schieren Kraft an den Sitz fesselte.

Was ist musikalisch gesehen der lohnendste Moment Ihrer Rolle?

Ich liebe den Moment, in dem Amneris nach der Inhaftierung von Radamès verletzlich wird. Sie muss so oft alles unter Kontrolle behalten und anderen ihre Macht demonstrieren, doch in diesem Moment wird sie menschlich und ehrlich und gesteht sich Fehler ein. Verdi gibt ihr einige der herrlichsten Stellen, also stimmte er eindeutig zu. Diese Szene ist auch schwierig zu singen, weil sie direkt nach dem dramatischen Duett kommt und man sofort langsamer und sanfter singen muss, während der Körper noch mit Adrenalin gefüllt ist. Aber das ist dieser Moment des „Mensch-Werdens“ jedenfalls wert!

Würden Sie sich selbst als eifersüchtig bezeichnen?

Nein, das würde ich nicht. Ich möchte mit Menschen zusammen sein, die mich beruflich und persönlich wertschätzen. Wenn jemand das nicht tut, bin ich froh, wenn er oder sie sich selbst zurückzieht. Bevor ich geheiratet habe, interessierte ich mich nur für die Menschen, die sich zunächst vor allem für mich interessierten, das hat mir viel Drama und Kummer erspart. Ich hebe mir dieses Drama lieber für die Bühne auf! [lacht]

Waren Sie schon einmal in Ägypten?

Ich war noch nie in Ägypten, würde aber sehr gerne einmal hinreisen! Als ich in Fort Worth, Texas, in der High School war, war mein Lieblingsrestaurant ein ägyptisches Restaurant mit dem Namen „King Tut“. Ich wollte zu jedem einzelnen Geburtstag nur dorthin gehen. Vielleicht war es Amneris, die mich zu meinem Schicksal rief …

Was ist das Beeindruckendste daran, Teil der Aida-Besetzung im Steinbruch St. Margarethen zu sein?

Diese Produktion ist so grandios und spektakulär, wie man es heutzutage nur noch selten sieht. Die Oper wird in vielen Theatern immer mehr mit Realismus verknüpft , und ich liebe die Intimität und Dramatik dort, aber auf dieser Freiluftbühne im Steinbruch fühlt es sich an, als würde man in eine andere Zeit reisen. Das Beeindruckendste ist also die unglaubliche Arbeit von Thaddeus und seinem Team, diese außergewöhnliche Kulisse des alten Ägypten zu erschaffen, in der wir diese zeitlose Liebesgeschichte erzählen können.