14.05.2024 *
Was macht eigentlich ein…?
Wichtige Funktionen, Rollen und Berufe in der Oper (im Steinbruch St. Margarethen)
Im Sommer 2024 ist es wieder so weit: Der Steinbruch St. Margarethen im Burgenland verwandelt sich in ein fantastisches Freilufttheater als eine der schönsten Opernbühnen der Welt. Dieses Jahr steht Giuseppe Verdis Oper „Aida“ auf dem Programm. Aber hast du dich schon mal gefragt, wer eigentlich bei so einer Opernproduktion mitarbeitet? Kennst du vielleicht schon die Namen von ein paar Theaterberufen wie Regisseur, Intendant oder Souffleur, weißt aber nicht so richtig, was eigentlich deren Aufgabe ist? Wir blicken hinter die Kulissen – oder eher hinter die Felswände – und sehen uns die Personen an, die eine Opernaufführung erst möglich machen.
St. Margarethen braucht eine Oper
Der Intendant
Bevor im Steinbruch gesungen und gespielt werden kann, braucht es erst einmal jemanden, der den Überblick behält: der Intendant. Man kann sich einen Intendanten ähnlich wie einen Direktor vorstellen: Er wählt das Programm für das jeweilige Jahr aus, er stellt Mitarbeiter ein, er vernetzt sich mit wichtigen Leuten und präsentiert sein Theater oder sein Festival auch in der Öffentlichkeit. Viele Intendanten sind auch selbst Künstler, wie zum Beispiel Opernsänger oder Dirigenten. Daher kennen sie sich gut bei Opernproduktionen aus, denn sie wissen, wie es ist, selbst auf der Bühne zu stehen.
Intendant der Oper im Steinbruch ist Daniel Serafin und für den Spielplan im Jahr 2024 hat er Giuseppe Verdis Oper „Aida“ ausgewählt. Auch er ist ausgebildeter Opernsänger und weiß darum, was hinter und auf der Bühne alles beachtet werden muss.
Eine Oper braucht Musik
Der Komponist
Ohne Musik wäre eine Oper natürlich keine Oper, sondern Sprechtheater. Besonders wichtig sind also Musiker: Jene, die die Musik schreiben und jene, die sie spielen.
Fangen wir mit dem wahrscheinlich wichtigsten Musiker an: dem Komponisten. Ohne ihn gäbe es keine Musik, die man spielen könnte, denn er denkt sich alle Melodien aus. Das ist gar nicht so einfach, denn schließlich dauert eine Oper oft zwei Stunden oder mehr und das Publikum soll sich ja nicht langweilen, sondern abwechslungsreiche Musik zu hören bekommen. Ein Komponist muss also sehr einfallsreich sein. Bei einer Oper kommt noch dazu, dass er nicht nur für ein Instrument schreiben muss, sondern gleich für ein ganzes Orchester und auch noch Sänger! Er muss wissen, welche Möglichkeiten jedes Instrument oder jede Stimme hat und hat darauf zu achten, dass alle Töne gut zusammenpassen – also harmonisch klingen.
Die Musik für „Aida“ hat der berühmte italienische Komponist Giuseppe Verdi vor etwa 150 Jahren geschrieben. Er lebte von 1813 – 1901 und komponierte nicht nur „Aida“, sondern über 25 weitere Opern. Ganz schön viel, nicht wahr?
Eine Oper braucht Musik
Das Orchester
Die Musik, die der Komponist geschrieben hat, muss natürlich auch gespielt werden. Dafür gibt es die Orchestermusiker, sie spielen die Instrumente. Man kann ein Orchester grob aufteilen in die Streichinstrumente (z. B. Geigen, Cellos und Kontrabässe), die Blasinstrumente (z. B. Flöten, Klarinetten, Hörner und Trompeten) und die Schlagwerke (z. B. Pauken, Trommeln, Becken und Triangeln). Ein Zupfinstrument, die Harfe, gehört oft auch zur Besetzung.
Die einzelnen Musiker, auch Instrumentalisten genannt, müssen Experten auf ihrem Instrument sein. Jedes hat so seine eigenen kleinen Besonderheiten, die beim Spielen beachtet werden müssen. Die größte Herausforderung ist aber, dass sie alle gleichzeitig spielen – und zwar nicht immer die gleichen Noten und Melodien! Daher müssen die Mitglieder des Piedra Festivalorchesters sehr konzentriert sein, damit sie sich nicht von den anderen aus dem Takt bringen lassen oder ihren Einsatz verpassen. Ganz schön kompliziert, oder? Zum Glück gibt es auch da jemanden, der den Überblick behält – aber zu diesem Beruf kommen wir später.
Eine Oper braucht Stimme
Die Sänger
Nach den Instrumentalisten, also jenen, die ein Instrument spielen, kommen wir jetzt nämlich zu den sogenannten Vokalisten: den Sängern! Bei Sängern kann man grob unterscheiden zwischen hohen und tiefen Stimmen. Hohe Frauenstimmen nennt man Sopranstimmen, tiefe Frauenstimmen heißen Altstimmen. Bei Männerstimmen unterscheidet man zwischen den hohen Tenören und den tiefen Bässen. Wie hoch oder wie tief ein Sänger singen muss, bestimmt auch meistens die Rolle, die sie spielen. Hohe Stimmen passen gut zu jungen Helden und Liebespaaren in der Oper, tiefe Stimmen werden oft als ältere Rollen oder Bösewichte eingesetzt. Das sehen wir auch in „Aida“: Die Titelheldin wird von einer Sopranistin gesungen, ihr Geliebter Radamès von einem Tenor, während der König von einem Bass gespielt wird. Ach ja, und dann gibt es auch noch die mittleren Stimmen: Der männliche Bariton und die weibliche Mezzosopranistin spielen oft lustige oder zwielichtige Rollen. So hat Verdi auch die Rolle der Amneris, die ebenfalls in Radamès verliebt ist, für eine Mezzosopranstimme geschrieben.
Sänger in Opern haben ziemlich viel zu tun: Sie müssen nicht nur singen und den Text auswendig können, sondern sie müssen auch schauspielern. Das ist ganz schön anstrengend – professionell singen ist nämlich wie Sport. Deswegen gibt es auch mehrere Sänger, die eine Rolle übernehmen. Hier findest du einen Überblick über unsere Sängerbesetzung.
Eine Oper braucht Text
Der Souffleur
Gerade die Sänger der Hauptrollen müssen sehr viel Text auswendig können. „Aida“ wird auf Italienisch gesungen – viele der Sänger im Steinbruch St. Margarethen kommen aber aus ganz unterschiedlichen Ländern, in denen nicht italienisch gesprochen wird. Kannst du dir vorstellen, einen Text in einer anderen Sprache auswendig zu lernen? Zum Glück haben Sänger und Schauspieler oft eine kleine Hilfe: einen Souffleur! Dieses Wort ist Französisch und bedeutet „Flüsterer“. Genau das macht nämlich ein Souffleur: Wenn die Sänger ihren Text vergessen haben, dann greift er ihnen unter die Arme und flüstert ihnen die Worte zu – auf ihn ist Verlass.
Eine Oper braucht Stimmen
Der Chor
Der Chor hat es da schon etwas leichter, denn dass alle Chorsänger auf einmal den Text vergessen, ist zum Glück selten. Chorsänger singen zusammen und funktionieren ähnlich wie ein singendes Orchester. Sie müssen also gut aufpassen, dass keine Stimme zu laut ist und die anderen übertönt – Teamwork eben. Damit hier alles glatt läuft, gibt es natürlich auch einen Chorleiter, in St. Margarethen übernimmt diese Aufgabe Walter Zeh. Er leitet den Philharmonia Chor Wien.
Eine Oper braucht Takt
Der Dirigent
Und wer behält jetzt den Überblick über all diese vielen Musiker, Sänger und Choristen? Richtig: Der Dirigent! „Aida“ wird im Steinbruch von Iván López-Reynoso dirigiert. Er hat die Partitur, also die Notenausgabe, in dem alle Melodien der einzelnen Sänger und Musiker geschrieben stehen. Ganz vereinfacht gesagt, achtet ein Dirigent zunächst darauf, dass alle das gleiche Tempo behalten – also, dass kein Instrument zu schnell oder zu langsam spielt und alle gleichzeitig anfangen bzw. aufhören. Zusätzlich ist er für die musikalische Gestaltung zuständig, also wie laut oder leise, wie schnell oder langsam ein Stück gespielt wird. Daher gilt: Immer einen Blick auf den Dirigenten haben – damit alles so klingt, wie es klingen soll! Und damit auch die Zuseher in der letzten Reihe jeden Ton hören können, gibt es in der Oper im Steinbruch auch den Tontechniker – Volker Werner.
Eine Oper braucht eine Handlung
Vom Librettisten bis zum Bühnenbildner
Eine Oper braucht Handlung
Der Librettist
Eine Oper ist sozusagen ein Theaterstück mit Musik – daher braucht man natürlich auch jemanden, der die Geschichte oder Handlung dieser Oper schreibt. Das ist zunächst einmal der Librettist. Libretto ist Italienisch und bedeutet „Büchlein“, denn im Grunde schreibt ja auch der Librettist ein kleines Opernbuch: Er verfasst die Texte zur Musik. Für „Aida“ war vor 150 der italienische Schriftsteller Antonio Ghislanzoni zuständig. Er ließ sich von einer Erzählung des französischen Ägyptologen (das ist jemand, der sich mit der Geschichte des Alten Ägypten beschäftigt) Auguste Mariette inspirieren. „Aida“ spielt im Alten Ägypten und handelt von der äthiopischen Prinzessin Aida, die sich in den ägyptischen Heerführer Radamès verliebt. Es ist eine tragische Liebesgeschichte mit traurigem Ende – ideal also für dramatische und herzergreifende Musik von Verdi.
Eine Oper braucht Inszenierung
Der Regisseur
Um diese Geschichte passend für die Bühne zu erzählen und zu zeigen, gibt es den Regisseur. Ein Regisseur gibt den Sängern Anweisungen, wann sie auftreten, wie sie schauspielern sollen und was sonst noch so alles auf der Bühne passiert. Ist Aida zum Beispiel gerade verliebt, traurig oder wütend? Natürlich sagt uns das oft der Text, den sie singt – aber den versteht man nur, wenn man italienisch kann. Deswegen ist es auch wichtig, Gefühle mimisch oder durch Körperhaltung den Zusehern zu vermitteln. Hier behält eben der Regisseur, in unserem Fall Thaddeus Strassberger, den Überblick.
Eine Oper braucht Video
Die Videokünstler
Damit wir verstehen, wo und wann eine Handlung spielt, sind auch das Bühnenbild, also die Kulissen, und die Kostüme der Sänger wichtig. „Aida“ spielt im Alten Ägypten und das sollen wir sofort anhand der Kleidung und der Kulissen erkennen. Für diese Gestaltung sind die Bühnen- und Kostümbildner verantwortlich. Sie entwerfen Kleidungsstücke und Kulissen, die uns sofort wissen lassen, wer diese Person auf der Bühne ist und wo sie sich gerade befindet. Ein König beispielsweise wird ganz anders angezogen als ein Bettelmann, ein Pharaokostüm muss anders aussehen als ein Piratenkostüm und ein düsterer Wald oder ein Schloss im Hintergrund vermittelt uns gleich den Ort, an dem sich unser Held gerade aufhält. Für die Bühnengestaltung der Oper im Steinbruch ist 2024 auch Thaddeus Strassberger zuständig. Er wird unterstützt von den Videoproduzenten von Media Apparat, die mit beeindruckenden Videoprojektionen das Bühnenbild noch lebendiger gestalten.
Eine Oper braucht Kleidung
Der Kostümdesigner
Giuseppe Palella hingegen hat prachtvolle Kostüme designt, die die Zuseher sofort ins Alte Ägypten transportieren. Und damit auch die Frisuren und die Schminke gut sitzen, gibt es noch die Maskenbildner. Sie müssen die Sänger übrigens meistens recht stark schminken, damit auch die Zuseher in den hintersten Reihen die Gesichter gut aus der Ferne erkennen können.
Eine Oper braucht Erhellung
Der Lichtdesigner
Da die Opernaufführungen im Steinbruch St. Margarethen am Abend stattfinden, müssen Lichtdesigner dafür sorgen, dass das Publikum trotz einbrechender Dunkelheit noch sehen kann, was auf der Bühne passiert. Bühnenbeleuchtung ist aber nicht die einzige Aufgabe von Driscoll Otto, dem Lichtdesigner der Oper im Steinbruch. Mit Licht wird nämlich nicht nur für ausreichende Sicht gesorgt, sondern auch ein Teil der Geschichte erzählt. Überleg‘ mal: Szenen, die zum Beispiel bei Nacht vor einem Lagerfeuer spielen sollen, müssen ganz anders beleuchtet werden als zum Beispiel düstere Nebelschwaden. Oder stell dir vor, es soll ein Gewitter auf der Bühne dargestellt werden: Da wirkt es doch gleich viel besser, wenn es „blitzt“, nicht wahr?
Eine Oper braucht Action
Der Live Action Director
Opernaufführungen sind alles, aber nicht langweilig! Da gibt es nicht nur Sänger zu sehen, die sich in höchste Stimmlagen singen oder ganz tiefe, fast brummende Töne treffen – sondern es gibt auch Tänze und Kämpfe! Vor allem bei Action-Szenen und Bühnenkämpfen muss man natürlich aufpassen, dass sich die Stuntfrauen und -männer nicht wirklich wehtun. Deswegen müssen Kämpfe ähnlich wie Tänze für die Bühne choreografiert, also einstudiert, werden. Jeder Schritt, jeder Schlag muss genau geplant sein, damit der Kampf zwar echt wirkt, aber alle unverletzt bleiben. Dafür gibt es eigene Bühnenkampfexperten wie Ran Arthur Braun.
Eine Oper braucht Stimmung
Gut gelauntes Publikum
Abgesehen von den Berufen auf und hinter der Bühne sorgen auch noch viele andere Mitarbeiter dafür, dass die Zuseher einen unvergesslichen Opernabend im Steinbruch St. Margarethen erleben können.
Wenn man sich zum Beispiel spontan dazu entschließt, „Aida“ im Steinbruch zu besuchen, kann man Tickets an der Abendkassa kaufen – dort arbeiten die Ticketverkäufer. Wenn man sich vor Aufführungsbeginn noch stärken möchte, kann man die Opernlounge besuchen. Dort werden Kaffee, Tee und Drinks serviert, für Naschkatzen gibt es Desserts und auch der kleine oder große Hunger kann gestillt werden. Dafür braucht man natürlich Köche, Servierkräfte, usw. Und kurz vor Aufführungsbeginn muss jeder Zuseher natürlich seinen Platz finden – dafür gibt es die Platzanweiser, die genau wissen, wo welche Sitzplätze sind.
Dann endlich ist es so weit: Die Sonne geht über dem Steinbruch St. Margarethen unter, der Dirigent hebt die Hände und der erste Akkord von Giuseppe Verdis „Aida“ erfüllt die schroffen Steinwände. Du weißt jetzt, wer aller an so einer Aufführung mitarbeitet und was für Aufgaben auf das Ensemble der Oper im Steinbruch warten. Aber die wichtigste Aufgabe haben wir vergessen – die des Publikums! Die ist sicherlich die schönste, denn: Du musst einfach nur genießen!