Piedra

PIEDRA – ein Ort mit großer Ausstrahlung

Der Kogelberg von St. Margarethen gilt unter Kennern als einer der eindrücklichsten Orte im Osten Österreichs. Vor Millionen Jahren aus dem Sand und Kalk des pannonischen Meeres entstanden, liegt er an der Schwelle von Ost und West. Er trennt und verbindet die pannonisch-ungarische Tiefebene und den Beginn der Alpenketten.

Hier erlebt man ursprüngliche Natur in vielen Formen, von Menschen geschaffene Räume und zahlreiche kulturelle Stätten, die Zeugnis geben von der intensive Beschäftigung des Menschen mit diesem Ort, vor allem im 20. Jahrhundert.

PIEDRA steht für „Stein“, genau für Kalksandstein, und Stein ist auch das große Erlebnis, das den Besucher beim Abstieg in den Steinbruch empfängt. Das grafische Symbol von Piedra stilisiert die Skulptur von Pierre Székely aus dem Jahr 1962 mit dem Namen Joie – die Freude. Sie steht über der kleineren Ruffinibühne. Der ungarisch-französische Bildhauer Székely sieht „Joie“ auch als einen lebensfreudigen Himmelswagen.

Foto 01 Piedra 7903 c Renée Del Missier
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PIEDRA – ein besonderes Naturjuwel

Im traditionsreichsten Weinbaugebiet des Burgenlandes, eingebettet in die weite, offene Landschaft zwischen Leithagebirge und Steppensee, überrascht die natürliche Schönheit des Ruster Hügellandes den Besucher der Region Fertő – Neusiedler See. Nicht umsonst hat die UNESCO die Region zum Welterbe erklärt.

Der Steinbruch im Naturschutzgebiet

Das Ruster Hügelland ist eine Kette kleiner, flacher Hügel, die sich von Ungarn bis etwas nördlich von Oggau erstrecken. Dieser Hügelzug lag vor 14 Millionen Jahren noch am Grunde eines Meeres, dessen Küste bis ins Wiener Becken reichte. Der Kalksandstein von St. Margarethen ist durch Lagunenablagerungen wie Muscheln und Korallen geprägt. Schon die Römer kannten die hervorragenden Eigenschaften dieses Materials. Vor 2000 Jahren wurde damit die bedeutende Grenzstadt Carnuntum erbaut, in deren Mauern Marc Aurel, der letzte große Kaiser des Imperiums, seine philosophischen „Selbstbetrachtungen“ schrieb.

Der Steinbruch überlebte den Wandel der Geschichte bei ungebrochener Wertschätzung. Noch heute wird von der sogenannten „Stephanswand“ der Sandstein für Restaurierungen am Wiener Stephansdom gewonnen. Zu den architektonischen Leistungen, die ihre Erhaltung dem Werkstein aus dem Steinbruch verdanken, zählen viele Wiener Bauwerke, von der gotischen Kirche „Maria am Gestade“ über die barocke Karlskirche bis zu manchem Prunkbau an den Ringstraße.

Durchwandert man das umliegende Gebiet mit seinen alten Weingärten und Hutweiden, trifft man auf botanische Schätze und eine einzigartige Tierwelt. Das Ziesel, der Uhu und die Gottesanbeterin finden sich hier ebenso wie Frühlingsadonis und Zwergschwertlilie. Die beeindruckende Fernsicht hin zum Schneeberg und über den großen Steppensee bis weit nach Ungarn lohnt den Aufstieg. Der Kogelberg, PIEDRA bietet neben der einzigartigen Landschaft intensive Begegnungen mit Kunst und Kultur.

PIEDRA – Der weltbekannte Skulpturenpark

Einer der großen Visionäre der Piedra war der Bildhauer Karl Prantl. Der gebürtige Burgenländer studierte Malerei in Wien und wandte sich später der Bildhauerei zu, der Leidenschaft seines Lebens.

Sein erstes Atelier hatte er in der Orangerie im Schlosspark Esterházy in Eisenstadt. Ab 1958 arbeitete er im Steinbruch von St. Margarethen, wo er die Eigengesetzlichkeiten der Arbeit in freier Landschaft entdeckte, im Gegensatz zur Atelierarbeit. Dieses mit harter handwerklicher Arbeit verbundene Wirken gewann für sein weiteres Schaffen zentrale Bedeutung, Form und Ausdruck seines Gesamtwerkes wurden hier geprägt. Die neue Erfahrung ließ die Idee wachsen, diese Arbeitsform mit Künstlerkollegen zu teilen.

1959 initiierte er gemeinsam mit Friedrich Czagan und Heinrich Deutsch das erste „Symposion europäischer Bildhauer“, bei dem im Steinbruch Jahr für Jahr über drei Monate gemeinsam gelebt und gearbeitet wurde. Bis 1977 hinterließen 110 internationale Künstler im Steinbruch St. Margarethen mit mehr als 159 großteils monumentalen Sandsteinskulpturen einen bleibenden künstlerischen Eindruck. Viele wurden in der Folge auf den Kogel gebracht, wo sie im Gelände besichtigt werden können. Rund 60 Kunstwerke befinden sich noch an den Orten ihrer Entstehung. Einige davon zählen heute zu den Ikonen der sogenannten „Land Art“.

Gustav Hummel, zum Zeitpunkt der Symposionsgründung Betreiber der Steinabbruchfirma, unterstützte das Symposion mit Material, Transport und der Mithilfe seiner Steinmetze. Von 1962 bis 1967 wurde die Ruine einer alten Kantine nach Plänen von Johann Georg Gsteu zu einer mönchischen Bildhauerunterkunft ausgebaut. Da sich in Sichtweite auch bemerkenswerte Pavillonbauten der Architekten Roland Rainer und Karl Schwanzer befinden, ist das Ensemble heute eine Pilgerstätte für Architektur-, Kunst- und Naturliebhaber.

Zusammen mit dem einzigartigen Panorama an diesem Platz, wo der Blick von Eisenstadt über das Leithagebirge und den Neusiedler See bis nach Rust und hinein in die pannonische Tiefebene Ungarns gleitet, entstand so ein wahrlich magischer Kulturort.

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PIEDRA – Oper im Steinbruch

Die Herrschaft Eisenstadt und damit auch der Steinbruch bei St. Margarethen kamen im 17. Jahrhundert in den Besitz der Familie Esterházy. Zwei Weltkriege und eine russische Besatzung später ist die Familie wiederum verantwortlich für pflegliche Bewirtschaftung und den Erhaltung des kulturellen Erbes. Die großartige Felsenbühne PIEDRA stellt in jeder Beziehung eine ganz besondere Herausforderung dar.

Der Steinbruch in St. Margarethen ist seit 1996 Schauplatz für Oper und dabei eine der schönsten und imposantesten Freiluft-Arenen Europas. Unter der Privatstiftung Esterházy als Eigentümer erfuhr diese Location im Jahr 2006 einen umfassenden Ausbau. Die junge, internationale Architektengruppe AWG aus Wien hat es dabei verstanden, dem sensiblen Raum eine sehr spannende Architektur mit Feingefühl zu geben, einem Raum, der während Jahrhunderten eigentlich industrielles Gelände war. Die Architekten verwenden dabei Kortenstahl, als zentrales Baumaterial in Referenz an die lange industrielle Geschichte dieses Ortes.

Der Steinbruch in St. Margarethen ist eine der größten und eindrucksvollsten Freilicht-Bühnen Europas. In Wahrheit enthält er zwei in Stein gehauene Arenen, eine Bühne mit 7.000 m2, - ein riesiges "Opernhaus" unter freiem Himmel mit fast 5.000 Zuschauerplätzen, und die Ruffinibühne mit bis zu 2.300 Plätzen. Seit fast 20 Jahren wird nun in diesem Steinbruch jedes Jahr im Sommer Oper gespielt. Oper im Steinbruch ist reine Oper, die wirkt und beeindruckt, ganz so wie es die großen Komponisten und Opernautoren im 19. Jahrhundert entworfen haben. Damals war Oper, was für uns heute Hollywood ist: Größtmögliche Wirkung und intensive Emotionen.

Die Opernarena PIEDRA ist heute Anziehungspunkt für ein begeisterungsfähiges Publikum aber auch für internationale Opernstars und Musikergrößen.